Sie ist sehr folgsam und möchte ihre Mutter nie enttäuschen. Die Mutter hofft Tag für Tag, daß ihr Mann aus der Gefangenschaft zurückkommt. Doch eines Tages bekommt sie vom Roten Kreuz einen Brief, in dem mitgeteilt wird, dass ihr Mann verschollen sei.
Das Kind erlebt die Nachkriegszeit schon fast bewußt. Das Mädchen liebt den Großvater, der schon uralt ist, sehr, aber die Großmutter scheint die Schwiegermutter zu hassen. Als der Großvater stirbt, erbt die Großmutter ein kleines Vermögen, aber sie leiht der Mutter der Ich-Erzählerin nichts. So muß sich diese das Geld mit Nähen verdienen. Sie ist jedoch viel zu inkonsequent und traut sich nicht, offene Rechnungen bei ihren Kunden einzufordern. So arbeitet sie sehr viel und lebt dennoch am Existenzminimum. Sie hat zu ihrer Tochter eine sehr offene Beziehung und läßt sie auch mit reden, wen sie wieder heiraten soll.
Als das Kind die Volksschule beendet hat, will die Lehrerin der Mutter einreden, das Kind nicht in das entfernt gelegene Gymnasium zu geben, da es in Mathematik einen Zweier bekommen werde. Doch sie hat bereits den Entschluß gefaßt. Die ersten Erfahrungen im Internat sind bitter. Alle sollen befreundet sein, allerdings zu enge Freundschaften werden auch nicht geduldet und von den Lehrerinnen zerstört. Auch die sonst zur Verfügung stehende Zeit ist sehr knapp. Sie ist so eingeteilt, dass echte Freundschaften nicht entstehen können.
Die Schüler sind den Erziehern ausgeliefert. Nach einiger Zeit findet die Ich-Erzählerin eine Lehrerin, mit der sie reden kann. Sie ist nicht so wie die anderen, sondern sie zeigt auch ihre Gefühle - die Turnlehrerin. Diese Lehrerin wird für das Kind wie eine Ersatzmutter. Die Ich-Erzählerin vertraut sich ihr an, spricht über ihre Sorgen, Bedenken und Gefühle. Da das Mädchen in einem Internat leben muß und dieses nicht gerade billig ist, muß die Mutter noch mehr arbeiten, um die Schulausbildung ihrer Tochter finanzieren zu können. Jedesmal wenn ihre Tochter nach Hause kommt, weist ihr Kind sie darauf hin, daß sie Tochter immer gute Noten haben müsse, weil sie sonst kein Geld mehr vom Staat bekomme. Das Mädchen steht unter Druck und lernt und lernt. In Mathematik ist sie etwas schwächer als in den anderen Fächern. In Deutsch sind ihre Aufsätze so gut, daß die Professoren glauben, sie habe hätte diese von Büchern abgeschrieben.
Eines Tages, sie ist gerade von den Ferien in die Schule zurückgekommen, bemerkt sie, daß ihr Tagebuch gelesen worden ist. Wütend, enttäuscht und weinend geht sie zum nächsten Ofen und wirft das Tagebuch, ihr einzig persönliches Gut, in dem sie auch viele Negatives über die Erzieherinnen geschrieben hat, ins Feuer. Die Ich-Erzählerin zerbricht langsam an dem ernormen Druck, dem sie ausgesetzt ist. Schließlich geht sie in das oberste Geschoß des Schulgebäudes.
„Zum Fenster hinaus “, Rohwolt, 1979
„Zum Fenster hinaus “, Neuauflage: Otto Müller Verlag, 2016